Wallfahrtskirche
Quinauer Wallfahrt in Trutzhain
Glaube verbindet
Die Quinauer Wallfahrt hat ihren Ursprung in Quinau, Kreis Komotau im böhmischen Erzgebirge. In Trutzhain und den Dörfern der Schwalm wurden viele Komotauer Katholiken ansässig. Fromme Katholiken brachten sie nach der Vertreibung aus dem Sudetenland 1949/1950 nach Trutzhain.
Die Wallfahrt wurde bereits in Trutzhain begangen, als das ehemalige Lager noch Siedlung war. Die Wallfahrt ist eine der ältesten Veranstaltungen im Dorf, sogar älter als die politische Gemeinde, die sich erst am 1. April 1951 als jüngste hessische Gemeinde gründete.
Zwischen 300 und 500 Katholiken kamen, meist von außerhalb am ersten Sonntag im Juli zum Fest Mariä Heimsuchung, um ihre Gebete und Bitten der Muttergottes von Quinau anzuvertrauen.
Kinder mit weißen Kleidern trugen die Madonna von Neukirchen in einer Prozession nach Trutzhain. Auch aus anderen umliegenden Orten kamen Fußgruppen nach Trutzhain zur Wallfahrt.
2006 wurde der Pfarrverbund Maria Hilf, Schwalmstadt (Altkreis Ziegenhain) errichtet. Der Verbund erhielt den Namen Maria Hilf, zu Ehren der Gottesmutter die in der Trutzhainer Wallfahrtskirche verehrt wird.
Die Quinauer Wallfahrt in Trutzhain ist seiher die zentrale Veranstaltung der Schwälmer Katholiken und die einzige Wallfahrt in Nordhessen.
Die Quinauer Madonna
Franz Peschek ließ bereits 1949/1950 die Quinauer Madonna für Trutzhain schnitzen. Das prunkvolle Gewand wurde von Trutzhainer Frauen geschneidert. Der Stoff dazu stammt aus der Weberei Egelkraut in Trutzhain.
Madonnen-Statue des Komotauer Heimatkreises
Mater Gravida
Der Komotauer Heimatkreis übergab der Trutzhainer Kirchengemeinde 1987 ein zweite Muttergottes-Statue.
Anton Reinelt, ein Komotauer Holzschnitzer der im Schongau lebte, schuf nach Vorlagen ein zweites Gnadenbild für Trutzhain. Maria ist als "mater gravida", als schwangere Madonna mit dem Jesuskind im Bauch zu sehen.
Ursprung
Die fromme Legende
Über die Entstehung der Wallfahrtskirche zu Quinau berichtet eine fromme Legende, dass ein Hirtenknabe Josef (Zein) an der Stelle, an der später die Kirche errichtet wurde, für seinen Herrn das Vieh hütete. Einmal fing der sonst fromme Knabe aus Unwillen über das Vieh an zu fluchen. Augenblicklich ertönte aus dem Gebüsch eine Stimme: "Josef, unterlass deinen Zorn, du beleidigst meinen Sohn Jesus!" Erschrocken wandte der Knabe sein Gesicht nach der Richtung, von der die Stimme kam. Da erblickte er in einer Felsennische ein Marienbild. Er fiel auf die Knie und bat um Verzeihung.
Dann baute er aus Steinen und Sträuchern ein Kapellchen um das Marienbild und verrichtete dabei seine Andacht. Er verschwieg längere Zeit sein Erlebnis, bis er krank wurde; während der Krankheit verriet er durch sein Seufzen und Reden etwas davon. Man fragte ihn näher aus und nun kam die Sache an den Tag. Er sprach sogleich den Wunsch aus, man möge ihn zu dem Marienbild am Berge hinauftragen. Dies soll am 4. September 1342 geschehen sein. Der Bauer, bei dem der Knabe bedienstet war, nahm darauf das Bild von seinem Standort und tat es in ein Behältnis. Doch bald war es aus seinem neuen Aufenthaltsort verschwunden".
Die Entwicklung der Wallfahrt
Über Jahrhunderte lockte die Wallfahrt die Gläubigen nach Quinau. Sie entwickelte sich zum Treffpunkt des Glaubens im Erzgebirge. Zur Wallfahrtszeit kamen täglich Fußgruppen aus vielen Orten der Umgebung, um die Muttergottes zu ehren.
Die Wallfahrt entwickelte sich zum religiösen Volksfest mit Buden, Schaustellern und vielem mehr.